Yoga Psychologie

Der Spiegel der anderen

– aus Gesprächen mit der „Mutter“ (Mira Alfassa) –

Wenn dir etwas an einem anderen Menschen vollständig unannehmbar oder lächerlich erscheint ,,Was! So einer ist das, so benimmt er sich, solche Dinge sagt er, so etwas tut er!“ – solltest du dir selbst sagen:,,Nun, aber vielleicht handle ich genauso, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich täte besser daran, zuerst in mich selbst zu schauen, bevor ich ihn kritisiere, um sicherzugehen, dass ich nicht genau dasselbe in ein wenig anderer Weise tue.“

Wenn du über das richtige Gespür und die Intelligenz verfügst, dich jedesmal so zu verhalten, wenn du über das Benehmen eines anderen entsetzt bist, wirst du erkennen, dass in deinem Leben die Beziehungen zu anderen wie ein Spiegel sind, der dir vorgehalten wird, so dass du leichter und klarer die Schwächen sehen kannst, die du in dir trägst. Im allgemeinen und fast uneingeschränkt ist alles, was dich bei anderen empört, genau das, was in mehr oder weniger verschleierter oder versteckter Form dir selbst innewohnt, obwohl vielleicht ein wenig abgewandelt, was dir erlaubt, dir etwas vorzumachen. Und was dir in dir selbst harmlos genug zu sein scheint, wird ungeheuerlich, sobald du es bei anderen siehst.

Versuche, das zu erfahren; es wird dir in machtvoller Weise helfen, dich selbst zu ändern. Gleichzeitig wird es deinen Beziehungen zu anderen eine heitere Duldsamkeit verleihen, den guten Willen, der aus dem Verstehen erwächst, und es wird sehr oft diesen vollständig nutzlosen Streitereien ein Ende bereiten.Betrachte alles mit einem wohlmeinenden Lächeln. Nimm all die Dinge, die dich verbittern, als eine Lektion für dich selbst, und dein Leben wird friedvoller und auch erfolgreicher sein; denn ein großer Anteil deiner Energie wird mit Sicherheit in der Entrüstung verschwendet, die du empfindest, wenn du die Vollkommenheit, die du in dir selbst gerne verwirklichen möchtest, in anderen nicht findest. Du bleibst bei der Vollkommenheit, die andere realisieren sollen, stehen und du bist dir selten des Zieles bewusst, das du selbst verfolgen solltest.

Wenn du dessen gewahr bist, nun gut, fange mit der Arbeit an, die dir gegeben ist, d.h. Setze in die Tat um, was du zu leisten hast und beschäftige dich nicht damit, was andere tun, denn das ist schließlich nicht deine Sache. Und der beste Weg zu dieser wahren Haltung ist, einfach zu sagen: ,,Alles um mich herum, alle Umstände meines Lebens, alle Menschen in meiner Nähe, sind ein Spiegel, den das göttliche Bewusstsein mir vorhält, um mir zu zeigen, welchen Fortschritt ich machen muss. Alles, was mich an anderen entsetzt, bedeutet eine Aufgabe, die ich an mir selbst erfüllen muss.“ Und vielleicht, trüge man wahre Vollkommenheit in sich selbst, würde man sie öfter in anderen entdecken.