Teil 7: Nada Yoga
(Autor: Fabian Scharsach)
Der Yoga des Klangs
Die Kraft der Stille ist das Fundament des Nada Yoga – eines Weges, der uns zu den Ursprüngen des Klangs führt, zu seiner schöpferischen Essenz und seiner Verbindung mit dem Ewigen.
Wie Sri Aurobindo schreibt:
„Es gibt zwei große Kräfte im Universum: Stille und Sprache.“ *
Doch mit Sprache meint Sri Aurobindo mehr als das gewöhnliche Wort des Menschen. Er meint Klang und Schwingung als Manifestation eines ewigen Geistes, dessen schöpferische Energien das Universum ins Dasein gerufen haben.
„Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und das Wort selbst war Gott.
(Johannes 1, 1-4)
Nada Brahma: der Kosmos als Klang
Dem Begriff des „Nada Brahma“ liegt das Verständnis zugrunde, dass der materielle Kosmos ein Phänomen von Schwingung ist. Die Welt, die wir nur an ihren Oberflächen kennen, hat sich im Licht von Klang und Vibration (Nada) eines Ewigen Bewusstseins (Brahma) erschaffen. So ist dieser Kosmos Ausdruck eines unendlichen Schöpfergeistes, der sich zu Klängen geformt und zu Energie (Prana) verdichtet hat, die alle Formen belebt. Diese universelle Wahrheit, die am Grund unserer Schöpfung liegt, wird im Nada Yoga zur Praxis, die Klänge und Mantras zum Medium innerer Erfahrungen macht.
„In ihm war das Leben
und das Leben war das Licht der Menschen“
…
„Alles ist durch das Wort geworden“
(Johannes 1, 1-4)
Das Hören: Der Weg zur Stille
Nada Yoga beginnt mit dem Hören. Unser Lauschen richtet sich zunächst auf äußere Klänge: die Schwingungen eines Mantras, den Zauber einer Melodie, das Rauschen des Windes oder das Plätschern eines Baches. Doch indem wir uns den tieferen Qualitäten des Klangs öffnen, wird unser Hören bewusster.
„Im tiefen Lauschen deiner Seele spricht der Ewige zu dir…“
Das Sprechen: Klangvibration als schöpferische Kraft
Wie die Praxis des Nada Yoga unser Hören und Fühlen vertieft, verändert sich auch das Werkzeug unseres Ausdrucks. Unsere Sprache wird so lebendig, wie die neue Wahrnehmung, in die wir eingetreten sind. Unser Sprechen bleibt nicht Ausdruck gewöhnlicher Gedanken und Gefühle. Es wird zum Ausdruck einer tieferen, essentiellen Wirklichkeit; zu einer schöpferischen Macht, die ihre Erfahrung von Mensch und Welt und Kosmos nicht nur beschreiben, sondern in anderen Menschen lebendig machen kann…es wird zum Mantra, zum Offenbarungswort der Seele.
„Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.“
– Joseph von Eichendorff –
Das Ziel
Im Nada Yoga führt der Weg von den äußeren Klängen nach Innen: zu den Regionen der inneren Klänge bis zum „Para Nada“, dem ewigen, allumfassenden Klang. Er ist der Ausdruck einer höchsten, essentiellen Wirklichkeit, die allem Erschaffenen zugrunde liegt. Sie zu enthüllen, ist der Sinn des Mantras und die Vollendung des Nada Yoga.
* Sri Aurobindo „The strength of stillness“