Auroville
Die universelle Stadt des Yoga im Süden von Indien
Auroville ist eine universelle – und internationale – Stadt des Yoga, in der verschiedenste Menschen und Projekte ein Zuhause gefunden haben, die alle auf ihre Art an der Vision einer tiefer verbundenen, offenen und vielfältigen menschlichen Gesellschaft mitarbeiten. Die Stadt wurde 1968 mit dem Ziel gegründet, Versuchslabor für eine gesellschaftliche Entwicklung zu sein, die eine Einheit aller Menschen in der Vielfalt ihrer Kulturen und Weltanschauungen zu verwirklichen sucht.***
In diesem experimentellen Umfeld will Auroville den spirituellen und materiellen Fortschritt der Menschheit zusammenführen und damit allen Menschen offen stehen, die an diesem Fortschritt mitarbeiten wollen. Die innere Entwicklung des einzelnen Menschen wird dabei ebenso angestrebt, wie die äußere, gesellschaftliche Entwicklung, die sich in neuen Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens ausdrückt. Der Wunsch nach einem harmonischen und von spirituellem Wachstum getragenen Miteinander bringt nicht nur ein vielfältiges geistiges, kulturelles und soziales Leben hervor, er bestimmt auch das wirtschaftliche Leben in Auroville, bei dem das Wohl und der bewusste Fortschritt der Gesellschaft im Vordergrund stehen.
***Gemeinsam mit der indischen Regierung wurde das Konzept einer universellen Stadt auch den Vereinten Nationen (UNO) präsentiert. 1966 beschloss die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) eine Resolution, in der die Anerkennung und die Unterstützung des Projektes erklärt wird.
Die Charta von Auroville
Ein Traum
Es sollte irgendwo auf der Erde einen Ort geben, den keine Nation als ihr grundsätzliches Eigentum beanspruchen kann, einen Ort, in dem alle Menschen guten Willens, aufrichtig in ihrem Streben, frei als Weltbürger leben können und nur einer einzigen Autorität gehorchen: der höchsten Wahrheit. Ein Ort des Friedens, der Eintracht und der Harmonie, wo jegliche kämpferischen Instinkte des Menschen ausschließlich dazu benutzt werden, die Ursachen seines Leidens und Elends zu bezwingen, seine Schwäche und Ignoranz zu überwinden, triumphierend über seine Begrenzungen und Unfähigkeiten hinauszuwachsen. Ein Ort, an dem die spirituellen Bedürfnisse und die Pflege um Fortschritt Priorität haben vor bloßer Befriedigung von Verlangen und Leidenschaften, vor Suche nach Vergnügungen und materiellen Annehmlichkeiten.
An diesem Ort sind Kinder fähig, sich ganzheitlich zu entwickeln und aufzuwachsen, ohne den Kontakt mit ihrer Seele zu verlieren. Erziehung würde nicht gegeben, um Prüfungen zu bestehen, Zeugnisse und Posten zu bekommen, sondern um vorhandene Fähigkeiten zu fördern und neue hervorzulocken. An diesem Ort würden Titel und Positionen ersetzt durch Gelegenheiten zum Dienen und Organisieren. Die Bedürfnisse des Körpers würde für alle und jeden in gleichem Maße unterstützt.
In der allgemeinen Organisation würde die intellektuelle, moralische und spirituelle Überlegenheit ihren Ausdruck nicht in der Maximierung von Vergnügungen und Macht im Leben finden, sondern in einem Zuwachs von Pflichten und Verantwortlichkeiten. Künstlerische Schönheit in jeder Form, Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur, würden allen gleichermaßen zugänglich sein; Gelegenheit, diese Freuden zu teilen, die sie geben, wären nur durch die Fähigkeiten des einzelnen beschränkt und nicht durch seinen materiellen Wohlstand oder soziale Position.
Denn in diesem idealen Ort wäre Geld nicht mehr länger der höchste Herrscher. Individueller Verdienst hätte größere Bedeutung, als der Wert, welcher materiellem Reichtum und sozialer Position gezollt wird. Arbeit wäre nicht da, als Mittel, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sie wäre das Mittel, wodurch jeder sich ausdrückt, seine Kapazitäten und Fähigkeiten entwickelt, während er gleichzeitig dem Wohl der ganzen Gruppe dient, welche ihrerseits dessen Lebensunterhalt und seinen Arbeitsbereich unterstützt. Kurz gesagt, wäre es ein Ort, wo die Beziehungen zwischen Menschen, die gewöhnlich zumeist ausschließlich auf Wettbewerb und Streit gegründet sind, ersetzt wären durch Beziehungen des Strebens für Verbesserungen, für Zusammenarbeit, Beziehungen wirklicher Brüderlichkeit.
Die Erde ist sicherlich nicht bereit, ein solches Ideal zu verwirklichen, noch besitzt die Menschheit bislang das nötige Wissen, es zu verstehen und zu akzeptieren, ebenso wenig wie die unerlässliche bewußte Kraft, es auszuführen. Daher nenne ich es einen Traum.
Die Mutter (Mira Alfassa, Gründerin von Auroville)
The Voices of Auroville
Interviews with Aurovillians