Übungspraxis

Halasana – der Pflug

(Autor: Fabian Scharsach)

Halasana gilt als eine der wichtigsten Umkehrstellungen des Hatha Yoga. Durch seine großen Wirkungen auf die Bauchorgane sowie die höheren geistigen Zentren gilt der Pflug in seinem Einfluss auf Körper, Energiesystem und Geist als eine der machtvollsten Übungen.

Die Wirkungen von Halasana

1. Körperliche Ebene

Dehnung und Flexibilität:
„Die Pflugstellung ist eine hervorragende Übung, um die Flexibilität der Wirbelsäule zu bewahren. Sie dehnt die hinteren Oberschenkel und entspannt die Rückenmuskulatur.“
(Van Lysebeth, André. „Yoga für Menschen von heute“)

Massage der inneren Organe:
„Halasana stimuliert die Verdauungsorgane und reguliert die Funktion der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Nieren. Der Druck auf die Bauchdecke massiert die inneren Organe.“
(Swami Satyananda Saraswati. „Asana, Pranayama, Mudra, Bandha“)

Harmonisierung der Schilddrüse:
„Die Pflugstellung ist eine der besten Übungen zur Harmonisierung der Schilddrüse und zur Entgiftung des Körpers. Sie fördert die geistige Ruhe und löst Spannungen in den Schultern und im Nacken.“ (Swami Sivananda, „The Science of Pranayama“)

Langlebigkeit:
„Halasana ist eine vollständige Umkehrhaltung, die den Körper entlastet, die Wirbelsäule dehnt und die Nerven beruhigt. Diese Asana trägt wesentlich zur Langlebigkeit und zum inneren Frieden bei.“ (Swami Vishnudevananda, „The Complete Illustrated Book of Yoga“)

2. Energetische Ebene

Aktivierung des Vishuddha-Chakras:
„In der Pflugstellung wird das Vishuddha-Chakra aktiviert, wodurch die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum spirituellen Wachstum gesteigert wird. Halasana hilft dabei, überschüssige Energie im Kopf auszugleichen und innere Harmonie zu schaffen.“ (Harish Johari, „Kundalini Yoga: The Power Is in You“)

Ausgleich der Energiekanäle (Nadis):
„Halasana harmonisiert die Energiekanäle Ida und Pingala und unterstützt den Fluss von Prana durch Sushumna, den zentralen Energiekanal.“
(Swami Vishnudevananda. „The Complete Illustrated Book of Yoga“)

Prana-Balance:
„Durch die Umkehrung der Körperhaltung wird das Prana in die oberen Chakras gelenkt, was die Vitalität erhöht und den Körper revitalisiert.“
(Swami Satyananda Saraswati. „Kundalini Tantra“)

3. Geistige Ebene

Stressabbau:
„Halasana hilft, Spannungen in Schultern und Nacken zu lösen, wodurch der Geist zur Ruhe kommt und Stress abgebaut wird.“
(Van Lysebeth, André. „Yoga für Menschen von heute“. Barth Verlag, München, 1983, S. 186.)

Beruhigung des Nervensystems:
„Die Stellung beruhigt das Nervensystem und fördert eine tiefe Entspannung. Sie wird oft empfohlen, um nervöse Zustände und Schlaflosigkeit zu behandeln.“
(Iyengar, B.K.S. „Light on Yoga“)

Förderung von Achtsamkeit und innerer Ruhe:
„Durch die Umkehrhaltung wird die Aufmerksamkeit nach innen gelenkt, was die meditative Praxis unterstützt und die Fähigkeit zur Selbstreflexion fördert.“
(Swami Sivananda. „The Science of Pranayama“)

Das Wesen der Übung

Halasana kann wie ein Sinnbild der „Tapasya“, einer verinnerlichten Konzentration, erlebt werden. Ähnlich wie bei Pascimottanasana herrscht in Halasana eine spürbare Beziehung zwischen Aktivität und Verinnerlichung. Wie die ersten Widerstände gegen die beengenden Verhältnisse dieser Position gewichen sind, kann sie in einem Zustand der Stille des Geistes erfahren werden. Dabei kann Halasana wie ein Eintauchen des Geistes in die Erde – und damit in die Enge unseres materiellen Daseins erlebt werden: ein Pflügen des Feldes unbewusster Regungen im menschlichen Geist.

„Der Übende erlebt sich in der Umkehrhaltung einerseits offen, andererseits aber durch die Bewegung eingeschnürt und sucht aus diesem Spannungsverhältnis den Weg zur Erde. Das Bild der Wandlung drückt sich in der Umkehrhaltung und in der gesamten dynamisch getätigten Bewegung, bei der das Empfinden zum Boden, zur Erde und die Sehnsucht nach Weite in einer Ahnung zum Geiste lebendig ineinander gedrängt sind, aus.“

(Heinz Grill, „Die Seelendimension des Yoga“)

Schritt-für-Schritt-Anleitung für Halasana

1. Ausgangsposition:
Lege dich flach auf den Rücken auf deine Yogamatte. Die Beine sind gestreckt, die Arme liegen entspannt seitlich neben deinem Körper, die Handflächen zeigen nach unten.
Atme ruhig und entspannt durch die Nase.

2. Beine anheben:
Atme tief ein und hebe langsam beide Beine gleichzeitig an, ohne die Knie zu beugen. Bringe deine Beine senkrecht zur Matte, sodass sie etwa einen 90-Grad-Winkel bilden.
Nutze deine Bauchmuskulatur, um die Bewegung zu kontrollieren.

3. Hüfte anheben:
Stütze deine Hüften mit den Händen ab, indem du die Ellenbogen auf die Matte legst. Drücke deine Hüften vorsichtig nach oben, sodass dein unterer Rücken sich vom Boden löst.
Atme gleichmäßig weiter.

4. Beine nach hinten führen:
Führe deine gestreckten Beine langsam über den Kopf nach hinten, bis deine Zehen den Boden hinter dir berühren. Lass dir bei der Ausführung Zeit. So kann die Übuing auch längere Zeit mit den Füßen über dem Boden gehalten werden, bis die Bereitschaft zur Vollendung der Übung gekommen ist. Halte die Knie so gerade wie möglich.
Du kannst die Arme weiterhin zur Stütze an den Hüften lassen oder sie flach auf die Matte legen und die Hände verschränken. So kannst du die Postion stabilisieren.

5. Position halten:
Bleibe in dieser Haltung für 15–30 Sekunden (oder länger, wenn du fortgeschritten praktizierst), während du tief und gleichmäßig atmest.
Dein Gewicht sollte gleichmäßig auf Schultern, Nacken und Kopf ruhen.

6. Zurück in die Ausgangsposition:
Bringe deine Hände zurück an die Hüften, um sie zu stützen. Führe deine Beine langsam nach oben zurück in die senkrechte Position.
Rolle Wirbel für Wirbel vorsichtig und kontrolliert auf die Matte zurück, bis dein Rücken vollständig aufliegt. Senke abschließend die Beine gestreckt auf die Matte.

7. Nachspüren:
Bleibe für ein paar Atemzüge in Rückenlage (Shavasana). Nimm die Wirkung der von Halasana auf und lass die Energie in deinem Körper fließen.

Hinweise zur Durchführung

Atem: Achte darauf, ruhig und gleichmäßig durch die Nase zu atmen. Halte deinen Atem während der Haltung nicht an.
Unterstützung: Wenn du Anfänger bist, kannst du eine gefaltete Decke unter deine Schultern legen, um den Nacken zu entlasten.
Kontraindikationen: Wenn du Nackenprobleme, Bandscheibenvorfälle, hohen Blutdruck/ erhöhten Augeninnendruck hast oder schwanger bist, solltest du diese Übung vermeiden oder nur unter Anleitung üben.