Übungspraxis

Yoga Mudrasana

(Autor: Fabian Scharsach)

Yoga Mudra ist in mehrfacher Hinsicht eine Geste, die den Yoga in seiner Gesamtheit repräsentiert. Die Geste ist ein hingebungsvolles Symbol, das im Zustand innerer Konzentration die Einheit und Verbundenheit des Menschen mit seiner Quelle zum Ausdruck bringt: Yoga

1. Yoga Mudra als Symbol der Hingabe und Hingabe des Egos

In der klassischen Praxis des Yoga Mudra sitzt der Praktizierende oft im Lotussitz (Padmasana) und beugt den Oberkörper nach vorne, wobei die Hände hinter dem Rücken zu einem Mudra verbunden werden (oder nach vorne ausgestreckt). Diese Haltung symbolisiert die Demut und Hingabe des Praktizierenden an das Göttliche Selbst und das kosmische Bewusstsein. In der tantrischen Tradition ist Yoga Mudra ein Ausdruck der Ego-Auflösung.

Die Geste drückt das Loslassen des individuellen Egos (Ahamkara) aus, das im Yoga als Haupthindernis für die spirituelle Befreiung (Moksha) gilt. Indem der Praktizierende sich nach vorne beugt und den Kopf zur Erde neigt, zeigt er symbolisch die Bereitschaft, sich dem höheren Selbst oder dem universellen Bewusstsein hinzugeben.

Quelle: Swami Sivananda, „Kundalini Yoga“ (The Divine Life Society, 1935)

2. Aktivierung der Kundalini-Energie

Im Tantra hat Yoga Mudra auch eine Bedeutung im Zusammenhang mit der Erweckung der Kundalini-Energie. Die Vorwärtsbeugung in dieser Haltung stimuliert die Muladhara Chakra (Wurzelchakra) und erzeugt Druck auf die Region des Perineums, was zur Aktivierung der latent ruhenden Kundalini-Energie beiträgt.

In vielen tantrischen Traditionen gilt diese Haltung als ein Werkzeug, um die Energiekanäle (Nadis) zu reinigen und die Energie aus der unteren Wirbelsäule nach oben in Richtung Sahasrara Chakra (Kronenchakra) zu lenken, wo die Erleuchtung erfahren werden kann. Die Verbindung der Vorwärtsbeugung mit kontrolliertem Atem und innerer Konzentration stärkt diesen energetischen Prozess.

Quelle: Sir John Woodroffe (Arthur Avalon), „The Serpent Power: The Secrets of Tantric and Shaktic Yoga“ (Dover Publications, 1974)

3. Yoga Mudra als Verbindung zwischen Individualität und Universum

In tantrischen Überlieferungen symbolisiert Yoga Mudra auch die Einheit zwischen Mikro- und Makrokosmos – also die Einheit des individuellen Selbst mit dem kosmischen Bewusstsein. Durch die Vorwärtsbeugung, oft in Verbindung mit tiefem Atem, erfährt der Praktizierende einen Zustand der inneren Verschmelzung.

Das Mudra leitet den Praktizierenden an, den Kontakt mit dem inneren Kern aufzunehmen, die äußeren Ablenkungen und die Dualität des Alltags loszulassen und die Erfahrung der Einheit zu fördern. Es ist ein Symbol für die Integration von Körper, Geist und Seele auf dem Weg zur Erleuchtung.

Quelle: Swami Niranjanananda Saraswati, „Mudra: The Science of Gesture“ (Bihar School of Yoga, 2003)

4. Stimulation des Herzchakras und emotionale Reinigung

Eine andere wichtige Bedeutung des Yoga Mudra in der tantrischen Praxis liegt in der Öffnung und Reinigung des Anahata Chakra (Herzchakra). Durch die tiefe Vorwärtsbeugung wird Druck auf den Brustkorb ausgeübt, was eine energetische Befreiung von tiefsitzenden Emotionen ermöglicht.

Dies wird als ein Prozess der Herzöffnung verstanden, bei dem emotionale Blockaden gelöst werden. In der tantrischen Praxis wird dies als entscheidend für die Erweiterung des Bewusstseins angesehen, um Liebe und Mitgefühl ohne egoistische Bindungen zu erfahren.

Quelle: Swami Satyananda Saraswati, „Kundalini Tantra“ (Bihar School of Yoga, 2002)

5. Verbindung zu Pratyahara – Der Rückzug der Sinne

In der Praxis des Yoga Mudra wird häufig der Rückzug der Sinne (Pratyahara) geübt, ein zentraler Schritt im tantrischen und yogischen Pfad zur Selbstverwirklichung. Durch die Vorwärtsbeugung und den Fokus auf den Atem zieht der Praktizierende seine Aufmerksamkeit von den äußeren Reizen zurück und richtet sie nach innen.

In tantrischen Texten wird Pratyahara als wesentlicher Schritt zur Beherrschung des Geistes beschrieben, der die Grundlage für tiefere Zustände der Meditation (Dhyana) und schlussendlich für die Verschmelzung mit dem Absoluten Yoga Mudra unterstützt diesen Prozess, indem es die Sinne beruhigt und den Praktizierenden in eine introspektive Haltung führt.

Quelle: Swami Muktibodhananda, „Hatha Yoga Pradipika“ (Bihar School of Yoga, 1998)