Yoga Psychologie

Die Yoga Shakti

(aus Gesprächen mit Sri Aurobindo und der Mutter)

In diesem Blog-Beitrag wollen wir – mit Auszügen aus einigen Gesprächen mit Sri Aurobindo und der Mutter – Licht in einen wichtigen Bereich yogischer Praxis bringen:

„Es gibt eine Kraft, die das Wachstum des neuen Bewusstseins begleitet und gleichzeitig mit ihm wächst, die ihm hilft zu entstehen, und vollkommen zu werden. Diese Kraft ist die Yoga-Shakti. Sie liegt hier in allen Zentren (Chakras) unseres inneren Wesens, zusammengerollt und schlafend, und wird an der Basis im untersten Chakra von den Tantrikern im Tantra-Yoga die Kundalini Shakti genannt. Aber sie existiert auch über uns, über unserem Kopf, als göttliche Kraft – dort nicht zusammengerollt, verhüllt und schlafend, sondern wach, bewusst, kraftvoll, ausgedehnt und weit; sie ist da, und wartet darauf sich deutlich zu zeigen, und dieser Kraft müssen wir uns öffnen – der Kraft der Mutter. Im Verstand zeigt sie sich als die göttliche Gedankenkraft oder als universale Gedankenkraft, die alles tun kann, was der persönliche Verstand nicht kann; deshalb ist sie die yogische Gedankenkraft. Wenn sie sich auf die gleiche Weise im vitalen Gefühl und im physischen Bereich manifestiert und wirkt, ist sie hier als yogische Lebenskraft oder als yogische Körperkraft erkennbar. Sie kann in jeder dieser Formen erwachen, kann nach außen und nach oben hervorbrechen, kann sich selbst, von unten kommend oben in die Weite ausdehnen, oder sie kann von oben in den Körper herabkommen, und dort zu einer fest umrissenen Kraft werden, um bestimmte Dinge zu bewirken. Sie kann abwärts in den Körper strömen, dort wirken und ihren beherrschenden Einfluss etablieren, und sich von oben aus im Körper weit ausdehnen, und das Tiefste in uns mit dem Höchsten über uns verbinden, und das Individuum in eine kosmische Universalität oder in eine absolute Unabhängigkeit und Transzendenz befreien.“
(Sri Aurobindo)

„Es gibt eine Yoga-Shakti, die zusammengerollt oder schlafend im inneren subtilen Körper liegt und nicht aktiv ist. Wenn man Yoga betreibt, rollt sich diese Kraft auf und steigt nach oben, um das göttliche Bewusstsein und die göttliche Kraft, die über uns warten, zu treffen. Wenn das geschieht, wenn die erwachte Yoga-Shakti aufsteigt, wird sie oft wie eine Schlange, empfunden, die sich entrollt, gerade aufstellt, und mehr und mehr aufwärts steigt. Wenn sie oben auf das göttliche Bewusstsein trifft, kann die Kraft des göttlichen Bewusstseins leichter in den Körper herabkommen, und man kann fühlen, wie sie dort wirkt, um die Natur zu ändern.“
(Sri Aurobindo)

„Es gibt eine Yoga-Shakti, zusammengerollt und schlafend…“ Wie kann sie erweckt werden?

„Ich denke, sie erwacht ganz natürlich in dem Moment, in dem man den Entschluss fasst, Yoga zu machen. Wenn der Entschluss aufrichtig ist, und man eine Sehnsucht danach hat, wacht sie von selbst auf. Tatsächlich ist es vielleicht ihr Erwachen, das die Sehnsucht entfacht, Yoga zu machen.
Es ist möglich, dass das ein Resultat der Gnade ist… oder dass vielleicht nach einer Unterhaltung, oder nachdem du etwas darüber gelesen hast, dir plötzlich etwas die Idee oder die Sehnsucht eingibt, zu wissen, was Yoga ist, und ihn zu praktizieren. Manchmal genügt dazu ein einfaches Gespräch mit jemandem oder eine Passage, die man in einem Buch liest; nun, das erweckt diese Yoga-Shakti, und deswegen machst du deinen Yoga.
Es ist einem zuerst nicht bewusst, außer, dass sich etwas in unserem Leben geändert hat, ein neuer Entschluss ist gefasst, ein Richtungswechsel findet statt.“
(Die Mutter)

„Etwas in uns muss entwickelt werden, vielleicht ein zentraler und immer noch okkulter Teil unseres Wesens, der Kräfte enthält, deren Potential in unserer jetzigen Veranlagung nur einen Bruchteil von dem ausmacht, was wir zur Verfügung haben könnten, die aber, wenn sie vollständig entwickelt und bestimmend werden würden, mit Hilfe des Lichtes und der Kraft der Seele und des supramentalen Wahrheitsbewusstseins, die notwendige physische Transformation und ihre Konsequenzen zustande bringen könnten. Dieser Umwandlungsprozess könnte in dem System der Chakras gefunden werden, das durch tantrisches Wissen enthüllt, und von den yogischen Systemen akzeptiert wurde, in den Chakren, den bewussten Energie-Zentren und Ursprüngen aller dynamischen Kräfte unseres Wesens, deren Zusammenwirken in uns durch die Plexus (Geflechte aus Nervenfasern oder Blutgefäßen) in einer fortlaufenden Reihenfolge organisiert werden, vom untersten physischen Chakra bis zum Zentrum des höheren Verstandes – und dem spirituellen Zentrum (über dem Kopf), das der tausendblättrige Lotus genannt wird, wo die aufsteigende Natur, die von den Tantrikern die Schlangen-Kraft genannt wird, auf den Brahman trifft und dort in das Göttliche Dasein befreit wird. Diese Zentren sind in uns ganz oder halb geschlossen, und müssen geöffnet werden, bevor ihr volles Potential in unserer physischen Natur zum Ausdruck kommen kann: aber wenn sie einmal offen und vollständig aktiv sind, kann der Entfaltung ihrer Wirkungskraft und der vollkommenen Transformation, die dann möglich wird, so leicht keine Grenze gesetzt werden“
(Sri Aurobindo)